16 Januar 2007

Kleine Länderkunde...

An der Westküste habe ich Kängurus, Emus und Haie gesehen und mit Riesenrochen geschnorchelt; ich bin auf Australiens zweitlängster Straße ohne Kurve 90 Kilometer geradeaus gefahren und weiß nunmehr, wie sich 42 Grad im Schatten anfühlen. Doch warum sollte ich davon berichten, wenn ich mich gleichzeitig über die Backpacker dieser Welt lustig machen kann? Richtig, deshalb folgt nun genau das... (in: Münchner Merkur, 12./13. Januar)


Der Garchinger Journalist Patrik Stäbler hat im Sommer sein Studium beendet. Nun erfüllt sich der 26-Jährige einen Traum: In sechs Monaten reist er einmal um die Welt. An dieser Stelle berichtet er alle zwei Wochen von seinen Erlebnissen.

Perth, Australien (ps) - Neun Wochen bin ich durch Südostasien gereist. Dabei habe ich viel über die Leute hier und ihre Kultur erfahren. Fast noch besser lernt man auf einem solchen Trip jedoch eine zweite Gruppe kennen: Die anderen Reisenden. Mit einer beängstigenden Erfolgsquote errate ich inzwischen ihr Herkunftsland, noch bevor wir ein Wort gewechselt haben.
Zahlenmäßig am stärksten sind Engländer. Ihr Urlaub unterscheidet sich vom heimischen Alltag nur in zwei Punkten: Wetter und Essen - beides ist unabhängig vom Ferienort besser. Ansonsten haben sie die gleichen Interessen wie Zuhause: Bier und Fußball. Und da selbst in Vietnams Hinterland jede Bar mit Live-Spielen der Premier League wirbt, findet man den Engländer genau dort. Je nach Spielstand ist er überglücklich oder todtraurig - in jedem Fall aber betrunken.
Anders verhält es sich mit Franzosen. In ihren alten Kolonien sind sie ständig auf der Suche nach Kultur. An der Seite eines in Paris ausgebildeten Führers durchwandern sie stundenlang Tempel und Museen. Ihre zweite Leidenschaft ist das Essen: Mit leuchtenden Augen berichten sie von "Froschschenkeln in Kambodscha" oder "diesem Käse aus Vietnam".
Am schlimmsten sind jedoch Italiener - und das sage ich nicht wegen der letzten Fußball-WM. Wie Rudeltiere treten sie in lauten, rein männlichen Gruppen auf. Ihnen ist nichts heilig: Für ein gutes Foto klettern sie auf Buddhastatuen oder lassen mitten im Tempel die Hose fallen. Die größte Frechheit: Sogar bei solchen Dummheiten macht der Italiener mit gegelten Haaren und Sonnenbrille eine gute Figur, so dass die einheimischen Frauen ihm sehnsuchtsvolle Blicke zuwerfen.
Und die Deutschen? Dank Adiletten, weißen Socken und bunten T-Shirts mit sinnfreien Aufdrucken wie Athletic oder Extreme, erkennt man sie meist sofort. Spätestens jedoch, wenn ein Bus nicht auf die Minute pünktlich ist - in Kambodscha heißt das: jeder Bus - gibt sich der Deutsche zu erkennen. Hier ist er der Erste, der sich in brüchigem Englisch lautstark beschwert.
Am liebsten sind mir Australier. Sie sind immer freundlich, können es im Trinken mit Engländern aufnehmen und nichts bringt sie aus der Ruhe. Nur eines macht mir Sorgen: Bisher konnte jeder Australier auf meine Frage nach wilden Tieren mit einer Anekdote aus der Heimat aufwarten. Sie handeln von Krokodilen im Garten, Giftschlangen in der Badewanne oder tödlichen Fischen, die wie Steine aussehen. Warum mich das ängstigt? Nun, mittlerweile habe ich Asien verlassen. Mein neues Reiseland: Australien.

2 Comments:

At 3:55 PM, Anonymous Anonym said...

Zum Glück hast du ja das charmante Auftreten eines Italieners, die Freundlichkeit eines Australierers und bist fast so trinkfest wie die Engländer (dafür haben wir ja trainiert). Nur den feinen Gaumen der Franzosen kann man dir nicht zusprechen. Dafür aber einen unverwüstlichen Stäbler-Magen (der mir übrigens fehlt:). Dank diesem wirst du wohl nirgendwo auf der Welt hunger leiden müssen. Also machs gut und hab Spaß

 
At 11:47 PM, Anonymous Anonym said...

und ich denke aufgrund deines "unverwüstlichen Stäbler-Magens" sollten die Tiere Australiens besser angst vor dir haben ;)

 

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