14 Februar 2007

Dumm ist, wer Dummes tut...

Nicht dass es mir in Melbourne und Sydney nicht gefallen hätte. Bei den beiden ewigen Rivalen handelt es sich um zwei architektonisch wunderschöne, sehr saubere und grüne Metropolen mit zahlreichen kulturellen Sehenswürdigkeiten. Zudem habe ich während meiner Zeit dort die sehenswerte Great Ocean Road besucht, einen Ausflug in die Blue Mountains unternommen und in Sydney ein Wiedersehen mit Verena, meiner alten Bibliothekskollegin aus Münchner Uni-Zeiten gefeiert (siehe Foto). Trotzdem will ich an dieser Stelle von einer anderen Geschichte berichten, über die ich bei einem Ausflug in Melbournes Umland gestolpert bin. Im Mittelpunkt der erzählenswerten Anekdote steht Thomas Austin: Ein Engländer, der Anfang des 19. Jahrhunderts nach Australien auswanderte.

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Mit drei Südtirolern in Sydney: Verena, Hannes, Tom

Nun hatte die Familie Austin mit ihrer Schafzucht ein kleines Vermögen gemacht und wie es bei reichen Leuten so häufig der Fall ist, war dem guten Thomas langweilig. In der heutigen Zeit würde man ihn wahrscheinlich permanent inmitten von B-Promis bei billigen Gameshows sehen, doch damals stand die eskapistische Option Fernsehen noch nicht zur Verfügung. Also suchte sich Thomas kurzerhand ein Hobby und als richtiger Engländer fiel seine Wahl auf das Jagen. Blieb nur noch eine Frage: Welche Tiere sollte er im kargen australischen Outback erlegen? Kängurus? Koalas? Emus? Nein, Thomas entschied sich für Hasen und da diese in Australien nicht beheimatet waren, ließ er im Jahr 1859 kurzerhand 24 Tiere aus England importieren.
Zu Beginn lief alles bestens für Thomas: Die Hasen fühlten sich in ihrer neuen Heimat wohl, hoppelten fröhlich auf seinem Land herum und er konnte sich die Zeit mit regelmäßigen Jagdausflügen vertreiben. Doch egal wie viele Tiere Thomas und seine Freunde auch erlegten - unter der Abwesenheit von natürlichen Feinden und dank ihrer sprichwörtlichen Zeugungswut vermehrten sich die Hasen mit rasender Geschwindigkeit. Bereits nach wenigen Jahren stieg ihre Zahl in ganz Victoria auf mehrere Millionen und die Folgen erwiesen sich als katastrophal. Ganze Landstriche in Südostaustralien fraßen die nimmersatten Nager leer und raubten damit nicht nur den Schafherden die dringend benötigte Nahrung, sondern zerstörten auch wertvolles Ackerland. Denn wo immer die Hasen das Land von Gras und Sträuchern befreit hatten, trug der Wind den fruchtbaren Boden ab und blies ihn in den Ozean. Allein in Victoria wurden so 8.000 Quadratkilometer Farmland von Hasen vernichtet.
Maßnahmen, um die Hasenplage in Australien einzudämmen, scheiterten reihenweise. So wurden 1869 bei einer Massenjagd zwei Millionen Tiere erlegt - ohne Auswirkung auf Gesamtpopulation. In 1901 baute die Regierung einen gigantischen Zaun von 1.800 Kilometer Länge, um eine Ausbreitung der Hasen auf ganz Australien zu verhindern. Bis 1907 wurde der "Rabbit Proof Fence" auf 3.256 Kilometer verlängert - zu dieser Zeit der längste Zaun der Welt - doch da sich die Instandhaltung als unmöglich erwies, blieb auch dieser Versuch wirkungslos. Erst 1950 schaffte es der neue Wirkstoff Myxonatosis, die Zahl der Hasen von rund 600 Millionen auf 100 Millionen zu reduzieren. Der Haken dabei: Die verbliebenen Tiere waren gegen das Gift immun, so dass die Hasenpopulation bis 1991 wieder auf knapp 300 Millionen anstieg. Seit 1996 wird die Plage mit dem Einsatz des RHD-Virus bekämpft - einem neuen Wirkstoff, der jedoch nur in 65 Prozent der Fälle tödlich ist.
Entsprechend scheint es nur eine Frage der Zeit, ehe die Hasenplage in Australien erneut verheerende Ausmaße annimmt. Und all das, weil einem reichen Engländer im 19. Jahrhundert langweilig war. Das Beste an der Geschichte: Ein Enkel von Thomas Austin arbeitete jahrelang für die australische Regierung. Wo? Richtig - im Landwirtschaftsministerium.

Wenn schon keine Berichte, so liefere ich wenigstens einige Fotos aus Melbourne und Sydney.

1 Comments:

At 3:26 PM, Anonymous Anonym said...

nette photos....

ich hätte nur noch gerne die"schönsten" des landes etwas genauer gesehen...
du weisst ich bin ein leidenschaftlicher glotzer!

aber mit freude im herzen hab ich gesehen, dass du einen poncho trägst.

und in südamerika laufen die alle mit sowas rum..

 

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