25 Februar 2007

Hasen-Plage, die Zweite

Die Geschichte mit den Hasen in Australien hat mich so begeistert, dass ich sie auch den Merkur-Lesern nicht vorenthalten wollte (24./25. Februar). Ansonsten bin ich mittlerweile auf der Südinsel Neuseelands angekommen und genieße gerade Kajaktouren und Wanderausflüge im wunderschönen Abel Tasman National Park.

Der Garchinger Journalist Patrik Stäbler hat im Sommer sein Studium beendet. Nun erfüllt sich der 27-Jährige einen Traum: In sieben Monaten reist er einmal um die Welt. An dieser Stelle berichtet er alle zwei Wochen von seinen Erlebnissen.

Taupo, Neuseeland (ps) – Beim letzten Mal habe ich von Australiens gefährlicher Tierwelt berichtet. Schlangen, Spinnen, Krokodile, Quallen – auf den ersten Blick schien die Liste komplett. Doch ein Tier hatte ich bei all den Todeszahlen und Giftwerten vergessen. Dabei hat es dem Land mehr Schaden zugefügt als jedes andere. Diese Bestie hat nicht nur zahllose Schafherden auf dem Gewissen, sondern auch Tausende von Hektar Ackerland zerstört. Falls Sie es noch nicht erraten haben: Es ist der Hase.
Um die verhängnisvolle Geschichte der Nagetiere in Australien zu verstehen, muss man ins 19. Jahrhundert zurückblicken. Damals lebte der aus England stammende Thomas Austin in Winchelsea nahe Melbourne. Mit Schafen hatte er ein Vermögen gemacht, doch wie so viele reiche Leute, quälte auch Thomas die Langeweile. Heute würde er wohl an der Seite von Daniel Küblböck in sinnfreien Reality-Shows auftreten. Doch da es das damals noch nicht gab, entschied sich Thomas für ein Hobby: das Jagen. Nur was sollte er im öden Australien erlegen? Kängurus? Koalas? Nein, 1859 ließ Thomas 24 Hasen aus England importieren – ein in Australien bis dato unbekanntes Tier.
Anfangs lief alles gut, doch ohne natürliche Feinde und dank der sprichwörtlichen Zeugungswut vermehrten sich die Hasen mit rasender Geschwindigkeit. Die ökologischen Folgen waren katastrophal: Ganze Landstriche fraßen die nimmersatten Nager leer und raubten damit nicht nur Schafen die Nahrung, sondern zerstörten auch wertvolles Ackerland. Wo immer Hasen das Land von Gras und Sträuchern befreit hatten, trug der Wind die fruchtbare oberste Bodenschicht ab und blies sie ins Meer.
Ma_nahmen, um die Hasenplage einzudämmen, scheiterten reihenweise. Bei Massenjagden wurden ab 1869 jährlich zwei Millionen Tiere erlegt – ohne Auswirkung auf die Gesamtpopulation. 1901 begann die Regierung mit dem Bau eines gigantischen Zauns, um Westaustralien vor Hasen zu schützen. Doch da sich die Instandhaltung des 3.256 Kilometer langen Rabbit Proof Fence als unmöglich erwies, blieb auch dieser Versuch wirkungslos. Erst 1950 reduzierte der Einsatz von Myxomatose die Hasenzahl von 600 auf 100 Millionen. Doch da die verbliebenen Tiere gegen das Gift immun waren, stieg die Population bis 1991 wieder auf 300 Millionen. Seit 1996 wird die Plage mit Calicivirus bekämpft: Ein neuer Wirkstoff, der jedoch nur in 65 Prozent der Fälle tödlich ist. So verursachen Hasen in Australien noch heute einen jährlichen Schaden in Millionenhöhe – und all das, weil einem reichen Engländer vor 150 Jahren langweilig war.

1 Comments:

At 4:11 PM, Anonymous Anonym said...

jaja...dass kommt davon wenn man fremde organismen in in konsistente ökologien einschleppt.

das selbe problem, wenn auch nicht ganz so dramatisch, gibt es soweit ich weiss in australien auch mit dem ochsenfrosch. ein(e) etwas mehr als faust grosser frosch/kröte.

in einem bericht, denn ich vor jahren sah, erzählte ein australier ganz stolz,
wie er seinen teil zur bekämpfung der plage beiträgt.
Er kaufte sich extra grosse Breitreifen für seinen Truck um damit möglichst viele von den fahrbahn überquerenden Amphibien überfahren zu können.
genial, oder?!

jeder mensch braucht ein hobby,
über die Effektivität dieser methode lässt sich jedoch streiten.

Und wäre für Meister Lampe wohl auch etwas ungeeignet...

 

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