09 März 2007

Alleine um in die Welt

Auch wenn es auf den ersten Blick etwas unsinnig erscheinen mag, da ich auf meiner aktuellen Tour durch die Südinsel Neuseelands von jeder Menge netten Leuten umgeben bin, so beschäftigt sich der Merkur-Artikel von diesem Wochenende (10./11. März) mit dem Thema Alleinreisen.

Der Garchinger Journalist Patrik Stäbler hat im Sommer sein Studium beendet. Nun erfüllt sich der 27-Jährige einen Traum: In sieben Monaten reist er einmal um die Welt. An dieser Stelle berichtet er alle zwei Wochen von seinen Erlebnissen.

Te Anau, Neuseeland (ps) - In den Wochen vor dem Abflug habe ich mit zahllosen Bekannten über meine Reisepläne gesprochen. Die Reaktion war meist einheitlich: Ein erstauntes Gesicht, große Augen und ein Blick zwischen geteilter Freude und Neid. Die Begeisterung dauerte jedoch nur bis zu jener unausweichlichen Frage: "Und wer reist mir dir um die Welt?" Denn kaum hatte ich schuldbewusst "alleine" gemurmelt, da änderte sich der Gesichtsaudruck des Gegenübers von freudig-neidisch zu entsetzt. "Allein? Das könnte ich nie machen", erklärten die meisten Gesprächspartner noch diplomatisch, doch ihrem Blick nach zu urteilen, hatte ich soeben gestanden, dass ich in meiner Freizeit unschuldige Tiere quäle. Alleine reisen - für viele Menschen ist das gleichbedeutend mit Langeweile, keine Freunde und Ungeselligkeit.
Mittlerweile bin ich seit vier Monaten unterwegs und auch wenn ich am Anfang Zweifel hatte, so kann ich mir nun keine bessere Art des Reisens vorstellen. Ich allein entscheide was ich mache, wohin ich gehe und mit welchen Leuten ich mich umgebe - ohne Kompromisse und ohne Rücksicht auf Andere. Zudem ist man als Alleinreisender offener gegenüber Anderen, so dass ich nahezu täglich neue, interessante Menschen kennen lerne. Schon jetzt habe ich genug E-Mail-Adressen, um bei der nächsten Weltreise nicht einmal im Hotel schlafen zu müssen. Und nicht zuletzt ist die Zeit als einsamer Globetrotter auch lehrreich. So habe ich in den letzten Monaten gelernt, wie man einen Knopf annäht, eine Hoteltoilette repariert und ein nahrhaftes Abendessen für unter drei Euro kocht.

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Alleinreisende sind selten einsam - hier in Vietnam

Mit diesen Argumenten wollte ich auch Martin überzeugen, mit dem ich mich vor einigen Tagen über das gleiche Thema unterhalten habe. Martin ist 26, kommt aus Dänemark und reist mit seiner Verlobten Helle. Es war schon spät und wir saßen zusammen auf der Terrasse bei einem Bier. "Ist es nicht schrecklich langweilig alleine?", fragte Martin vorwurfsvoll. Doch gerade als ich zu einer Antwort ansetzen wollte, kam Helle an den Tisch. Sie sei müde und wolle nun ins Bett, erklärte sie in Richtung Martin - und ihr Blick ließ keinen Zweifel offen, dass er sie begleiten sollte. Pflichtbewusst leerte Martin sein Glas, unterdrückte einen Seufzer und verabschiedete sich, während ich mir eine neue Flasche aus dem Kühlschrank angelte. Von der Tür aus warf er einen letzten, neidischen Blick auf mich und mein Bier. Ich glaube, in diesem Moment hat Martin die Vorteile des Alleinreisens verstanden.

2 Comments:

At 1:55 PM, Anonymous Anonym said...

haha ...
armer Martin.

Wenn es neben der königlichen Familie noch etwas gibt was dänen lieben,
dann ist das Saufen.

 
At 10:51 PM, Anonymous Anonym said...

"Some of the most influential events in people's lives happen while traveling. These come at moments when they are outside their comfort zones or experience something different wich opens their eyes to new possibilities"
In diesem Sinne geniesse Deine verbleibende Zeit
Take care

 

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